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Die Heimat naht...schade und schön zugleich***

 

Nun ist der erste Teil meines Auslandaufenthaltes schon fast abgeschlossen. Mein Flieger zurück in die Heimat geht am Montag und ich will einmal ehrlich sein: ich kann es kaum erwarten. Ist verständlich und doch merkwürdig zu gleich. Es ist komisch, dass man auf einmal sein Zimmer wieder räumen muss und das nun schon vier volle Monate vergangen sind. Ebenso, dass ich alle meine Freunde von hier für „lange“ Zeit nicht sehen werde. (Nämlich bis zum 10.Januar, denn dann erst fliege ich wieder zurück)the statue of liberty!!! Ohne meine Trainingsgruppe laufen werde. Meinen Tagesablauf wieder umstellen muss. Und ob ich das Amerikanische Essen vermissen werde, wird sich wohl erst rausstellen müssen. Doch was habe ich zu sagen? Was ist der Anlass dieses Berichtes?

Nun, am Sonntag werde ich zurück fliegen und mit mehr nach Deutschland kehren, als ich gedacht hätte. Nicht nur an materiellen Dingen, doch viel reicher an Erfahrungen und neuen Einblicken in eine oder die große weite Welt. Als ich im August   nach South Carolina flog, war ich ein wenig eingeschüchtert wegen all der Umstellung, aber stolze Besitzerin von 64 kg meiner eigenen, wichtigen Utensilien. 64 kg hört sich viel an, ist es aber nicht. Nicht für jemanden wie mich. Wenn ich mich nun in meinem winzigen Zimmer umsehe, bin ich bestimmt schon stolze Besitzerin von 200 kg. Jetzt habe ich Probleme, alles irgendwann einmal wieder nach Deutschland zu bringen. Denn von T-Shirts über Schuhe bis hin zu Awards und anderen Andenken hat sich alles angesammelt. Doch ich möchte nicht über Gepäck reden; ist ja schließlich auch uninteressant und ich danke an dieser Stelle, dass ihr bis hier hin gelesen habt. (Ich kann mich heute nur leider schlecht konzentrieren, da eine meiner Mitbewohnerinnen soooooooooo laut spanische Musik hört, die einfach....nun ja, nicht erträglich ist! Aber ich habe dem Stefan nun mal versprochen, einen Bericht zu schreiben und was ich verspreche, das halte ich dann eben auch...und ich gebe mir wirklich Mühe) Nun, genug dieser Dinge, denn trotz der furchtbaren Musik werde ich wohl auch diese Mitbewohnerin vermissen. Wie alle eben. Ich bin froh, mit so netten Menschen zusammen wohnen zu können. Nicht zuletzt bekam ich durch eine enge Freundschaft zu Elisha (eine Mitbewohnerin) den kalten Norden gezeigt. Denn mit ihr fuhr ich über die Thanksgivingsferien eine Woche nach Hause...nach New Jersey.

>Thanksgiving

Schon überwältig von der Vorstellung, durch andere Staaten zu reisen, war es wohl doch der absolute Wahnsinn, dass wir 2 Mal nach New York City gefahren sind. Eine unglaubliche Stadt, die sich wohl nicht beschreiben lässt. Aber ich kann nur Ein winziger Teil von New York, fotografiert vom Empire State Building ausempfehlen: reist einmal selber hin!!! Es lohnt sich! (Ich werde es auf jeden Fall auch noch einmal machen) Neben New York sind wir auch für einen Tag nach Philadelphia gefahren, doch viel interessanter war wohl das Thanksgiving-Essen. Nun stellt euch einmal ein  normales Mittagessen vor. Multipliziert das ganze Essen mal Unendlich und ihr wisst, wie viel es an Thanksgiving gibt. Es wird nur gegessen. Doch nicht, dass es bekannte Dinge für mich waren, nein, ich habe ganz viele neue und leckere Sachen probiert. Fleißig hat die Mutter den ganzen Tag gekocht, ehe es um fünf Uhr endlich für uns bereit war. Man isst so viel man kann, doch selbst von den Resten könnte man noch halb Deutschland ernähren. Ich weiß, dass für die meisten Leute nun diese Sachen unbekannt sind, aber ich möchte dennoch einmal erwähnen, was es alles gab: an erster Stelle ist wohl „Turkey“ zu erwähnen, das wichtigste eben. Dazu gab es mashed potatos, baked potatos, sweet potatos, stuffing, cranberry sauce, broccoli and cauliflower with cheese-sauce, yams, turnups, mashrooms, candy yamy, cream spinage, gravy, apple pie, punkinpie, cream puffs, ice cream, und chocolate coverd cookies. Keine kleinen Portionen natürlich, aber dafür alles in Unmengen!

Ebenfalls lernte ich in dieser Woche noch das „Powder-Puff game“ kennen. Das ist jedes Jahr in der Thanksgivingswoche an den High Schools und es ist die „weibliche“ Version von Football. Da dürfen auch die Mädels einmal richtig stark sein und gegeneinander antreten. Sehr amüsant.

>Kochen mit Christina

Doch was gibt es sonst zu erzählen? Ich habe mir lange überlegt, was euch interessieren könnte, also dachte ich mir, ich versuche einmal ein wenig amerikanische Kultur nach Deutschland zu bringen. Da auch unsere Wohnung nun stolz 2 kleine Herdplatten besitzt, experimentieren auch wir immer wieder an neuen Dingen. Nun ja, während sie für mich neu sind, zeigen sie wohl eher den Alltag meiner Mitbewohnerinnen. Deswegen hier einmal meine neuen Nasch-Favoriten als Rezepte. Ganz leicht...und ganz lecker...und ganz süß!

1.)    S’mores: Man braucht bloß Schokolade, Marshmallows und irgendwelche Kräcker. Nun legt man ein Stückchen Schokolade auf den Kräcker und ein Marchmallow-Bällchen auf die Schokolade, schiebt alles in den Backofen und lässt es einige Minuten backen. Noch bevor die Marchmallows ganz geschmolzen sind holt man alles wieder raus und legt einen weiteren Kräcker auf die Marchmallows. Das  ganz ein wenig „zusammendücken“, so dass überall etwas ist und fertig! Mmmhhhh...

2.)    Marshmallows in Crossaint-Teig (oder Blätterteig): Die Marshmallows in geschmolzener Butter drehen und anschließend in Zucker und Zimt legen. Dann das Marshmallow-Bällchen in den Blätterteig einrollen und gut verpacken. Das „Päckchen“ einfach noch einmal in Butter, Zimt und Zucker legen und für etwa 5-7 min im Backofen backen. Und schon ist auch das fertig!eine wohnung voller farben...hier ein teil unseres "wohnzimmers"...halloween und weihnachtsdekoration und bemalte, leere uns  säuberlich ausgespülte puddingbecher an der wand...wir sind eben kreativ

3.)    Rice Krispy Treats: Wieder einmal benötigt man Marshmallows, dazu noch Butter und kleine Kornflakes, am besten die reisförmigen. Die Butter in einem Topf erhitzen, Marshmallows dazugeben und alles zu einer Creme schmelzen lassen. Anschließend einfach die Kornflakes in den Topf schütten, alles gut verrühren und in eine Form geben, abkühlen lassen und in Stücke schneide...Fertig! Wobei ich die Erfahrung gemacht habe, dass das ganze warm noch besser schmeckt!

Glaubt mir, wer gerne nascht wird diese Dinge lieben! Doch ich habe noch eine neue Leidenschaft gefunden. Es ist leider schwer, hier wirklich etwas richtige Gutes zu finden, wenn man dem Essen in der Mensa „ausgesetzt“ ist, aber dafür habe ich etwas neues entdeckt. Sogar etwas sehr gesundens und als Sportlerin sollte ich das nun wirklich nicht gerade vernachlässigen. Mir war dieses Gericht jedenfalls unbekannt und während meine Mitbewohnerinnen es fertig aus der Packung essen, bereite ich es mir schön frisch zu.

Doch genug nun vom Essen. Denn je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr gestehe ich mir ein, dass das gute deutsche, „Mama-frisch-gekochte“ Essen wohl etwas ist, was ich wirklich sehr vermisse. Nach 19 Jahren guter Mama-Küche bin ich diesbezüglich wohl sehr verwöhnt worden. Aber nur noch wenige Tage und ich werde sie wieder genießen. Erst wenn man im Ausland ist, lernt man dieses wohl richtige schätzen.

Ansonsten habe ich hier eine mehr oder weniger gestresste Woche hinter mir. Die Abschlussarbeiten waren angesagt, und es hieß, die Bücher noch ein letztes Mal aufzuschlagen. Ich hätte wahrhaftig mehr lernen können, aber ich bin eben doch die „Alte“ geblieben und ein wenig faul. (Anmerkung meinerseits: Aber nur ein wenig!) Mein erstes Semester liegt also nun hinter mir und ich kann mit Erfolg zurückblicken. Obwohl ich anfangs noch dachte, völlig verlassen keinen meiner Kurse zu bestehen, zeigte sich schon bald, dass alles doch sehr gut machbar ist. Es ist eben doch einfach wie Schule. Denn die war schließlich auch machbar für mich.

>Rückblick

Es sind also jetzt die letzten Tage hier und ich bin schon sehr aufgeregt, alle in Deutschland wieder zusehen. Vier Monate schienen anfangs lang zu sein, doch wenn ich zurückblicke möchte ich kaum glauben, dass sie wirklich schon vorbei sind. Von all dem Spaß den ich hier hatte werde ich wohl auch daheim noch lange und ausführlich berichten. Denn es ist eben einfach anders hier. Alles. Die Hausparties, die nie ohne die Polizei und ein Davonlaufen der „Minderjährigen“ beendet werden, die Wettkämpfe, die chaotische Größe verwirklichen, das Essen, das in Butter und Fett zu schwimmen scheint, die Leute, denen es egal ist, den ganzen Tag im Schlafanzug zu verbringen und auch mit ihren weiten bärchenbemusterten Schlafhosen zum Unterricht kommen. Es ist eben Amerika. Ein Land, in dem Bequemlichkeit an erster Stelle steht und in dem man sich nur wenige Gedanken über Weniges macht. In dem man auch um 2 Uhr morgens noch bei Wal-Markt einkaufen kann, da er 24 Stunden geöffnet hat (das haben auch wir gemacht, weil ich nun wirklich unbedingt wissen wollte, wer denn mitten in der Nacht einkaufen fährt. Meine Antwort: nicht viele, aber einige!) Ich bin froh all dieses erlebt zu haben...und ich kann es auch kaum erwarten, im Januar wieder hier hin zu kommen.
Doch jetzt freue ich mich auf Deutschland. Heute sagte eine meiner Mitbewohnerinnen zu mir: „Christina, you should start speaking German with me! You are going home in 4 days and you better should know if you haven’t forgotten it!” Ja, vergessen habe ich es wohl nicht, aber es ist merkwürdig, plötzlich wieder wirklich alles sagen zu können. Es ist nur komisch, dass ich selbst am Telefon, wenn ich nach Deutschland anrufe, Probleme habe, alles auf Deutsch zu sagen. Ich habe schon längst angefangen, amerikanisch zu denken. Eigentlich nicht schlecht, aber ein seltsames Gefühl.

Christina Mohr (09.12.2004)