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Die gute Kolumne

 

Es gibt Tage in meinem Leben, die vergesse ich nie wieder, die bleiben wie eingemeißelt in meinen Erinnerungen. Dazu zählen einige Familienfeiern, mein erster Schultag, mein erster Wettkampf, herrliche Erlebnisse aus den Ferien, das erste Treffen mit meiner jetzigen Freundin und noch einige andere. Nun hat sich ein weiterer Tag, oder besser gesagt ein Wochenende hinzugesellt. Vielleicht wird es über die kommenden Jahre an Wertigkeit verlieren, aber davon gehe ich nicht aus.

Meine Freundin Tine machte mich schon Wochen, nein Monate zuvor darauf aufmerksam, dass dieses Wochenende etwas ganz besonderes werden würde. Besonders daher, weil es an diesen drei Tagen immer einen Höhepunkt gab. Klasse Bands, klasse Stimmung, klasse Leute, klasse drei Tage. Ach ja, ehe ich es vergesse, ich begeistere mich gerade für das Pforzheimer Marktplatzfest (www.marktplatzfest.de) vor 2 Wochen. Einige Bühnen und Stände waren dort aufgebaut. Unter anderem auch die Independent Bühne, welche natürlich ganz besonders in unserem Augenmerk stand. Also wir waren vorerst Beni, Tine und ich. (Sie wissen schon, Beni, der Stuttgartlaufgott. siehe Kolumne "Danke Peter Maffay!) 

So machte ich am Freitagabend das erste mal Bekanntschaft mit dem Kampfsport ;) "Pogo". Für all diejenigen, die wie ich zuvor unwissend waren. Bei "Pogo" springt man einfach herum, schupst die anderen umher, wird selbst durch die Gegend geflogen. Dazu eignet sich die Musik von Itchy Poopzkid natürlich am Besten. Da hat man auch mal ein Ellenbogen im Rücken stecken, aber im Prinzip geht das alles unter bei dem Spaß den man hat. Beni jumpte ebenfalls mit. Er, als erfahrener Festivalguru, beherrschte dies natürlich schon fast so gut wie ich ;) Der Abend klang mit DieHappy aus, was in diesem Fall Wort wörtlich zu nehmen ist.

Nächster Tag nächster Höhepunkt. Dieser hieß ohne Zweifel "Tomte". Die Aufsteiger zogen auch entsprechend Zuschauer an, der Name hatte sich herumgesprochen. Auch andere Bands wie Klee oder Soulmate bereiteten von Beginn an Freude. Es gibt da nicht viel mehr zu berichten, es war einfach nur erste Sahne. Durch Catering-Karten, welche wir durch Tines Bruder Stefan bekommen hatten, konnten wir hin wo wir wollten. Er war der Organisator der Indie-Bühne und außerdem auch am gesamten Festival beteiligt. Der Samstag ging damit auch leider schon wieder zu Ende. Doch von Ende konnte noch keine Rede sein.

Am Sonntagmorgen war ich zwischenzeitlich wieder daheim gewesen um am Geburtstag meiner Schwester teilhaben zu können. Dann ging's so gegen halb sieben aber schon wieder mit der S-Bahn Richtig Stuttgart. Denn es sollte der krönende Abschluss am Sonntagabend auf dem Cannstatter Wasen folgen. Was'n Stage, wie die Veranstaltung im nicht gleich erkennbaren Wortspiel heißt. Lange schon hatte mir Tine von den Sportfreunden Stiller erzählt. Ich kannte bis dato ihren ganzen Werdegang, fast all ihre Lieder, unendlich viele kleine Geschichten und war bis zu diesem Tag auf die Folter gespannt worden, wie denn ein Konzert von ihnen sei. Die Karte hatte ich mir schon vier Tage zuvor gesichert.

Um 19:00Uhr sollte es schon losgehen. Die Donots waren die zweite Band, die auf diesem Konzert spielte. Ich war noch rechtzeitig da und konnte somit auch mein erstes Donots Konzert erleben. Tine, ihr Bruder Stefan und seine Freundin Catharina schafften es leider nicht rechtzeitig, sie trafen erst ein, als die Sportfreunde an der Reihe waren. Und dann ging's sofort vorne in die ersten Reihen. So etwas muss man mit Leib und Seele erleben dachte ich mir - es sollte so kommen:

Rauch, Lichter, blinkende Lichter, Wasser, Schweiß, hüpfen, tanzen, klatschen, jubeln, schreien, singen, freuen....

"Jetzt geht's los, 'n Schuss Adrenalin und nichts wie hin zu unbekanntem Hochgefühl"

Alle um mich herum springen, klatschen, tanzen. Einmal in den vorderen Regionen und du kommst nicht mehr los, du bist Mittendrin. Du hüpfst mit, du klatscht mit, du singst mit. Alle schieben, jeder hilft jedem, keiner bleibt bei Fall am Boden. Die Sportfreunde spielen, das Zelt ist voll, die Masse ist auf einer Wolke des Hochgefühls. Schlagzeug, Bass, Independent regiert. 

"So mancher ist verwirrt, weil er plötzlich etwas spürt, plötzlich ist da wer, nichts fällt mehr schwer.
So'n Gefühl wie schweben, sich von ander'n abzuheben."

Die Helfer spritzen Wasser in die Menge, Flaschen und Becher werden durchgereicht. Eine unglaubliche Freundschaft und ein Zusammenhalt wie man ihn selten sieht bestimmen meinen Eindruck der Mitstreiter. Da wird trotz frenetischem Gerangel der Becher weitergereicht, jeder ist einer von vielen. Von hinten die ersten Stagediver. Mit Händen werden Sie zu den Security-Leuten unter der Bühne getragen. Sie scheinen in Extase zu sein. Fliegt einer runter, die Menschen rund herum helfen sofort - die guten Menschen.

"Bald schweben wir völlig schwerelos! - Hurra, wir fliegen! Was für ein Blick! - Hurra, wir fliegen! Mit 'n bisschen Glück ist irgendwo zwischen Raum und Zeit hoffentlich ein Platz für uns reserviert."

Die Kondition lässt gegen Ende immer deutlicher nach, die Sprungbewegungen der gesamten Masse bleiben aus. Jeder verliert Wasser, viel Wasser. Es gleicht einem Sportevent, es ist ein Sportevent. Man hat das Gefühl, jeder gibt alles, alle hüpfen, tanzen, schreien und klatschen bis zum letzten Moment. 

"Mit ganzem Herzen dabei, alles zu geben ist nicht genug. Hingabe bis auf's Blut, was zählt ist es jetzt der Augenblick, kein Weg führt zurück, denn wer Angst hat, der verliert."

Es neigt sich dem Ende zu, mittlerweile hab auch ich mich meines T-Shirts entledigt. Alles ist nass: Schuhe, Socken, Hose, Haare und alle um mich herum. Der letzte Song, alles auskosten. Es könnte noch Stunden so weitergehen, ich hab das Zeitgefühl verloren. Doch dann ist die klasse Show vorbei, ich bin über alle Maßen  begeistert. 

"Glücksmomente brennt lange in der Erinnerung."

Ich finde dann auch schnell die anderen wieder, schließe meine Freundin endlich wieder in die Arme, es konnte nicht gesteigert werden, ich war glücklich.

"Fast wie von allein - Fast wie von, fast wie von allein, jedoch niemals ohne dich möchte ich sein."

Doch dann die Überraschung. Ich wusste, dass Tine, Stefan und Catharina die Sportfreunde Stiller kannten, aber so gut? Auch ich durfte ihre Bekanntschaft machen - Wahnsinn. Mit Rüde und Peter konnte ich mich sogar kurz unterhalten (also monologisch ihrerseits ;). Holte mir dann auch gleich Autogramme. (Falls einer von euch dies jemals lesen sollte, noch mal vielen Dank!)  Das war das i-Tüpfelchen dieses besonderes Erlebnisses, wahrscheinlich aber viel mehr.

So stieg ich kurz vor Mitternacht wieder in die S-Bahn heimwärts. Die Wagons polterten über die Gleise, die Straßen waren leer, meine Gefühlszustand positiv überfüllt. Das also ist sie - die gute Seite...

Auf diesem Wege möchte ich mich auch noch einmal ganz herzlich bei meiner Freundin Tine, dem Stefan, der Catharina, Beni und den Sportfreunden Stiller bedanken.

Stefan Faiß (18.07.2003)

 

:::Bilder gibt's auf der Bilderseite

::::Liedertexte: