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Es ist seit jeher eine Eigenschaft der Menschen nach Dingen zu suchen, die man von ihnen verlangt oder vielmehr die sie sich selbst abverlangen. Das möge die Suche nach Erfüllung, nach Spaß, nach Freude sein, nach all dem, was der menschliche  Verstand, der individuelle Charakter verlangt. Was suchen Sie in diesem Augenblick, wo Sie diese Zeilen lesen? Suchen Sie nach der Stillung Ihrer Langeweile? Nach Wissen? Nach etwas ganz anderem? Es ist nicht nur jetzt das Versteckspiel, das Betätigungsfeld "Suchen" das uns vor dem Stillstand bewahrt, das all unserem Tun den Stempel "logisch" aufdrückt. Jede Minute, jede Sekunde unseres Lebens sind wir auf der Suche. Selbst wenn wir denken nicht zu suchen, suchen wir nach etwas; nach Ruhe, nach Abstand von jenem Lebensantrieb. Tätigkeiten verlangen das Wechselspiel zwischen Suchen und Finden. So ist es uns jedoch zuweilen nicht mehr bewusst, dass unser "Tun" diesem Schema unterliegt. Zu selbstverständlich, zu kompliziert versuchen wir nachzuvollziehen, wie und warum wir gewisse Dinge tun. Wobei die Suche nach etwas nicht zwingend der üblichen Reihenfolge unterliegt. Komplexe Zusammenspiele zwischen dem Erkennen von Gefundenem und der Unwissenheit, ob gefunden wurde was man sucht, lassen sich im  "Wechselspiel" erkennen. Habe ich gefunden, was ich gesucht habe? Was suche ich überhaupt?  Ein Zitat gibt Einblick in jene Komplexität: "Oft wissen wir erst dann was wir suchen, wenn wir es gefunden haben." Es ist nun nicht überraschend, dass sämtliche Tentakel dieses Wechselspiels in alle Bereiche unseres Lebens hineinreichen. So will ich zeigen, was Musik, was Kleidung in der Musik doch für erstaunliche Variationen zeigt. 

 Zu beobachten ist, dass Menschen ständig auf der Suche nach Eingliederung sind - nach dem richtigen Bus im Verkehrschaos "Gesellschaft". So finden sie sich in Vereinen, Musikgruppierungen, Parteien, Ortsverbänden, Berufen oder, ganz einfach, der Familie wieder.  Sie suchen dabei Gleichgesinnte, suchen nach Erfolg oder nach Geborgenheit. Was sie aber, jeder für sich, genau suchen verzweigt sich in den Weiten der Individualität. So zeigen die Musiksparten enorme Differenzen auf: Schwarzgekleidete Children of Bodom, lässig gestylte Eminems in cooler Markenkluft, benebelt-chillende Bob Marleys oder trainingsjackenuniformierte Tocotronicer, um nur einige zu nennen. Alle haben sie  Bedürfnisse, die sie in der Musik, bei den Leuten, bei diversen Substanzen finden bzw. empfinden. So fährt der Geschmack bei der Suche an vorderster Front. Es ist der Klang der Musik, die Kleidung der Leute, das Verhalten dieser oder es sind ganz andere Gründe, die jeder auf der Suche nach seinem "Musik-Bus" zum Leitfaden macht. So spiegelt sich vielleicht, wie kaum anderswo, die eigene Persönlichkeit in gefundener Musik wieder. So versteht es nur Musik dem Suchenden in einer so gehäuften Anzahl Zu-Findendes herbeizuspielen. Demzufolge entscheidet nicht der Geschmack alleine, welcher Musikrichtung man frönt, sondern die Suche nach einer Identifikation zum "Ich"; die Suche nach Verständnis, nach festem Boden unter den Füßen. Anzunehmen ist daher, dass in Texten und Rhythmen ein unermessliches Potential an Lebensqualität steckt, ein Paradies für Suchende - für Menschen. Frei nach dem Motto: "Wer suchet, der findet" aus Lukas 11,10. 

Wenn Menschen gefunden haben zeigen sie das, oder es wird ihnen aufgezeigt. So wird in der Musik Uniform getragen, die sich nicht durch ihr militärisches Gegenstück beeinflussen lässt. Nicht eine Uniform die einem aufgezwungen wird, nein: Eine Uniform die man sich aussucht, die einem gefällt und trotzdem Einigkeit demonstriert. So will man sich erkenntlich machen, will sagen, dass man dazugehört; will sich auf der Suche nach einem wichtigen Part, einem großen Teil im Leben erfolgreich zeigen. Weil Musik, nach der Religion, die wohl meistaufgesuchteste Fundgrube der Welt ist. Parallel hierzu sind Sie jetzt vielleicht enttäuscht über mein Geschriebenes, womöglich sind Sie aber auch fündig geworden und ich konnte Erwartetes erfüllen. Sie merken, das Suchen nimmt nie ein Ende. Suchen, ja suchen kann man viel. Das richtige finden hingegen ist Schicksal von jedem selbst.

Und falls Sie sich jetzt fragen, was die Überschrift mit all dem zu tun hat - so sind Sie vielleicht bei Erwartetem hier nicht fündig geworden. Suchen Sie weiter, das Leben ist ein Versteckspiel.

Stefan Faiß (24.09.2003)