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Mein erster Wettkampfschuh für die Straße

Mein erster Wettkampfschuh für Straßenläufe, mein erster richtig leichter Laufschuh. Gekauft habe ich ihn ganz unprofessionell beim Karstadt. Er war mir zwar etwas zu schmal, aber das machte mir gar nix, denn ich zog ihn sowieso nur zu Wettkämpfen oder zum Tempotraining an. Er war schnell, oder besser gesagt, er machte mich schnell.

Doch eigentlich kann ich mich nur an zwei Wettkämpfe erinnern wo ich ihn mit Sicherheit getragen haben. Das waren zum einen der Stuttgartlauf 2000 und der Esslinger Stadtlauf im selben Jahr. Ein Grund hierfür war sicher, dass meine Füße in diesem Zeitraum ziemlich schnell wuchsen und so die Arbeitszeit dieser Schuhe nicht lange anhielt. 

Ich war damals 17 Jahre alt und wollte meinen 2. Halbmarathon in Angriff nehmen. Der Erste war mehr zum rantasten gewesen, offenbarte noch nicht, was ich wirklich laufen konnte. So nahm ich den Stuttgart Lauf 2000 ganz anders in Angriff.

Mit Kilometerumfängen von 70 bis 80 Kilometern hatte ich mich auf das Vorhaben "1:20" vorbereitet. Schon bei den längeren Dauerläufen habe ich gemerkt, dass ich das Gefühl für den "langen" Lauf hatte. Je länger ich lief, desto schneller wurde ich, desto wohler fühlte ich mich. Aber ich bereitet mich nicht speziell auf diesen Halbmarathon vor, nein ich trainierte wie immer. Machte keine Tempoläufe über 1000m und nicht mehr Wiederholungen wie 4 Stück. Um die 3:20min absolvierte ich diese Läufe. Hinzu kamen 3 bis 4 1500m oder 3000m Wettkämpfe. Diese lagen allerdings mit 4:40min bzw. 10:00min weit ab von akzeptablen Resultaten. Doch ich steckte die Enttäuschungen auf der Bahn weg und freute mich auf die lange Strecke auf der Straße.

Es sollte auch gleichzeitig eine Bewährungsprobe für meine neunen Schuhe werden, denn bei 21 Kilometern ist das enorm wichtig. Sie waren eingelaufen und somit hoffte ich von Blasen verschont zu werden. Diese Schuhe sollten mich in den nächsten gut 80 Minuten bei einem meiner, für mich wertvollsten Wettkämpfe, begleiten. Sie sollten Zeuge werden, Zeuge für das was ich vielleicht so kein zweites Mal erleben werde. 

Locker ging es los, das Tempo schien nicht zu hoch, ganz im Gegenteil, ich schien meine Marschroute nicht ganz einzuhalten. Doch ich spürte, dass ich noch schneller konnte, spürte, dass der schönste Teil erst kam. Nach 10 Kilometern sagte ich mir: " Alles oder nichts, voller Angriff!" So stürmte ich los und rannte die Kilometerabschnitte im die 3:40 min. Die vielen Mitläufer motivierten mich, das Ziel im Daimlerstadion auch. Meine Schuhe schwebten über den warmen Asphalt. "Weiter, weiter, immer weiter", feuerte ich mich an. Ich flog, ja das ist nicht das Laufen wie man es auf der Bahn kennt, wie du es im Training praktizierst, nein, dass war mehr als Laufen. Ich erlebte das schönste am Laufen. Bei Kilometer 17 wurde es langsam hart. Die Kraft ließ nach, aber es war nicht mehr weit. Viel Schweiß und Wille steckte in diesen letzten Asphaltkilometern. Um die Ecke und ich war im Stadion. Die Tartanbahn war wie Balsam. Ich spurtete ins Ziel. 1:21:20 h waren auf meiner Uhr zu lesen. Ich hatte es geschafft. Ich freute mich riesig. Mein Schuhe halfen mir, sie waren dabei. Glaub mir, nach so einen Lauf würdest du am liebsten gleich wieder ran, würdest am liebsten wieder losrennen.

Das tat ich eine Woche später auch. Ich nahm den Esslinger Stadtlauf über 8,5 Kilometern unter die Füße. Das war vielleicht etwas zu früh, da ich doch gerade einen Halbmarathon in den Beinen hatte. Aber was soll's, bei meinen quasi Heimlauf musste ich dabei sein. Meine Form war gut, ich hatte unglaublich viel Spaß am Laufen. Am Start war klar, wer hier gewinnen würde: Kim Bauermeister von der LG Filder war der klare Favorit. Es sollte ein gutes Training für ihn werden. Ich ging auch locker an, hielt mich zurück und vertraute auf mein Gefühl im hinteren Drittel. Nach der 3. von 4 Runden gab ich Gas. Der enge Stadtkurs, die Pflastersteine und die vielen Zuschauer machten diesen Lauf zu einem richtigen Stadtlauf. Ich spürte allerdings die 21 Kilometer aus der Vorwoche dann doch deutlich, was meinem Spaß aber keinen Abbruch tat. Als insgesamt 15. unter knapp 400 Läufern und Läuferinnen kam ich ins Ziel. Die Straße war mein Freund geworden, ich liebte es auf ihr zu laufen, auf ihr schnell zu laufen. Ob in Stuttgart, Esslingen oder Remshalden. Ich werde auch weiterhin den Stadt- und Straßenlauf pflegen, denn dass gibt mir mehr als die rote Rundbahn.

Dies hat wahrlich nicht viel mit meinen Schuhen zu tun, aber diese Schuhe erinnern mich an solche Ereignisse, an solch tolle Ereignisse. Wenn ich sie wie ein altes Fotoalbum in die Hand nehme weiß ich wie es damals war.  Ich werde nicht viele aufheben, aber die die ich mit besonders schönen Erlebissen verbinde werden in meinem Schuhschrank bleiben.

 

Anmerkung: Ich würde mich über Kommentare zu diesem Versuch eine Schuhkolumne zu schreiben freuen. Ansonsten denke ich, dass ich die nächste in einer ähnlichen Richtung schreiben werde.

Link zu dieser Kolumne bei laufen-aktuell.de

Stefan Faiß (02.04.2003)